Das Mantra der unternehmerischen Freiheit oder Initiativen statt Blockaden

Peter Friederichs

Bertolt Brecht soll einmal auf die Frage, ob sich all seine Proteste gegen den Kapitalismus nun gelohnt hätten, die Antwort gegeben haben: „Auch wenn wir nichts verändert haben, so haben wir es Ihnen jedenfalls schwer gemacht!“

Mich befriedigt das jedenfalls nicht, insbesondere wenn ich an den jahrzehntelangen Kampf denke, den die Arbeitsmodernisierer durchstehen mussten, um in den 70er Jahren die Humanisierung der Arbeitswelt gegen den erbitterten Widerstand der Arbeitgeber durchzuboxen. Was haben die Arbeitgeber sich alles einfallen lassen, als wir gegen Ihre Bundeslade „Unternehmerische Freiheit“ ankämpften, um mehr Arbeitssicherheit und mehr menschliche Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Damals wie heute steht mit solchen Forderungen insbesondere bei den Verbänden der Untergang des Abendlandes immer kurz vor der Tür. Jetzt wieder. Nun kämpft man den nächsten Kampf für die vermeintliche unternehmerische Freiheit und so wehren sich die Arbeitgeberverbände gegen die Regulierungen beim Missbrauch von Werkverträgen und der Leiharbeit. Gesamtmetall donnert gar von Sippenhaft, wenn alle Arbeitgeber für wenige schwarze Schafe büßen müssten. So war es schon beim Mindestlohn, der Deutschland in den Ruin reißen sollte.

So geht das eigentlich schon seit vielen Jahrzehnten, dass manche Arbeitgeber sich immer wieder gegen die Einflüsse von außen wehren möchten. Das klassische „Herr in Haus“ Syndrom regiert. Das gilt am deutlichsten bei allem, was mit der Mitarbeiterschaft zu tun hat. Hier geriert sich mancher Unternehmer als falsch verstandene „Vaterfigur“, die weiß, was für die „abhängig Beschäftigten“ gut ist. Dabei sind viele Errungenschaften, Ideen, Initiativen und Projekte von außen oft gegen den Widerstand der Unternehmer in die Firmen gekommen. Man denke nur an die Integrierung von Frauen in der Führungs-und Fachstruktur. Dazu passt auch die Einlassung von Prof. Dr. Ulrich Lehner, dem Multiaufsichtsrat der Deutschland AG. Laut SZ meinte er ironisch, dass man anstatt der Aufsichtsräte auch bei Orchestermusikern und Hochschulprofessoren die Frauenquote einführen sollte.

Aber es geht auch anders.

Friedrich Schiller sprach als erster vom Unterschied der Freiheit von und der Freiheit zu. Freiheit zu heißt Freiheit zur Verpflichtung einer modernen Arbeits-und Führungskultur und immer mehr Unternehmer – innovative Teamplayer – trennen sich vom falschen Mantra der Unternehmerischen Freiheit von und wagen den Schritt in die Unternehmerischen Freiheit zu. Da sitzen in den Verhandlungen und öffentlichen Auftritten nicht mehr die schlecht gelaunten Verweigerer sondern die Neugierigen, Nachfragenden, Fordernden, Aufgeschlossenen. Sie wissen nämlich, dass ihre Firma, die sie mit Verstand und Herzblut aufgebaut haben, nur mit einer Frau/Mannschaft zum Erfolg zu führen ist, die begeistert ist, und für die sie neben tollen Arbeitsplätzen auch gerne mehr Budget für Bildung, Gesundheit und gute Führung zur Verfügung stellen. Die gute Laune kommt dann von selbst!

Liebe moderne Unternehmer, drängt Euch mehr in den Driver-Seat der Modernisierung der Arbeit- und der Gesellschaft und motiviert diejenigen, die oft noch auf der Rückbank der Entwicklung sitzen und ruft ihnen zu: Kommt raus aus der Blockade und ergreift mit uns die Initiative zur Erneuerung und definiert damit unternehmerische Freiheit neu!