Auch das diesjährige Forum des Human Capital Clubs war wieder hochkarätig besetzt. Unter dem Motto „#Agile #New Work & Co. – Trends auf dem Prüfstand“ versammelten sich im Novotel München am 17. November 2022 zahlreiche Personalmanager, Unternehmerinnen, Geschäftsführer, Wissenschaftlerinnen und Hochschuldozenten und diskutierten darüber, wie sich die Arbeitswelt von morgen agiler, digitaler und nachhaltiger gestalten lässt. Was steckt eigentlich hinter diesen wohlbekannten Buzzwords?
Im Forum wurde aufgezeigt, welche Forschungsansätze aktuell diskutiert oder in Organisationen bereits praktisch umgesetzt werden – stets vor dem Hintergrund der Frage, wie erfolgreich deutsche Unternehmen hierbei heute bereits sind. Kann jedes Unternehmen und jedes Team agil arbeiten? Eignen sich solche Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auch zur Bewältigung von Krisen, die uns seit Jahren immer wieder einholen? Viel mehr noch: Hat sich Agilität auch in der Krise bewährt oder ist sie schon wieder überholt? Und wie sieht Führung in agilen Strukturen aus? Welche Skills und Kompetenzen brauchen Führungskräfte und Mitarbeiter, um sich in der neuen digitalen und agilen Arbeitswelt nicht nur behaupten zu können, sondern durch ihre eigene Haltung und mit ihren individuellen Fähigkeiten zum aktiven Gestalter und Akteur dieser neuen Welt zu werden?
Diesen und vielen weiteren Fragen näherten wir uns auf der Tagung sowohl kritisch als auch konstruktiv. Das abwechslungsreiche Programm bot zahlreiche Vorträge und einen interaktiven Austausch innerhalb von Kleingruppen. Während der Pausen gab es darüber hinaus reichlich Gelegenheit zum informellen Netzwerken.
Schon bei der Vorbereitung dieses Forums stellten wir fest, dass es noch immer wenig valide Daten zu den Themen Agilität und New Work gibt. Einen ersten Einblick in diese Begriffswelten lieferte unser Vorstandsvorsitzender Dr. Markus Wendt in seinem Auftaktvortrag: „Was versteht man unter ‚New Work’ und was bedeutet eigentlich ‚agil’?“ Neben den offiziellen Definitionen zeigte er auf, wie inflationär Unternehmen heute diese Begriffe auf ihrer Website präsentieren, um sich als attraktiv und innovativ darzustellen. Dennoch aber bleibt dabei stets die Frage offen, wie viel davon tatsächlich im Arbeitsalltag gelebt wird.
In ihrer Key-Note zum Thema „New Work damals, heute und in Zukunft“ gab Professorin Jennifer Gunkel von der Hochschule Fresenius aus München einen Überblick zu den wenigen verfügbaren Forschungsergebnissen zum Thema, die u. a. von Professor Carsten Schermuly von der SRH Berlin University vorliegen. Auch nahm sie uns mit auf eine Zeitreise, die uns über die Bürowelt der 1980er Jahre führte, mit dem Begründer der New Work Bewegung Frithjof Bergmann bekannt machte und in der Frage gipfelte, wie wohl die Arbeitswelt im Jahr 2040 aussehen könnte. Aus ihrer Erfahrung als Dozentin und Unternehmensberaterin berichtete Jennifer Gunkel über Erfahrungen und „Best Practices“ sowie neue Arbeitsmodelle und Bürostrukturen, verwies jedoch gleichzeitig auf die Grenzen und Herausforderungen, die im Zuge dieser Transformation entstehen können. Dabei beschäftigte sie sich u. a. mit der Frage, in welchem Setting sich Kreativität, Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit am besten entwickeln können und was diese andererseits auch behindern kann.
Hieran knüpfte auch die anschließende Podiumsdiskussion unter Leitung von Professorin Alexandra Hauser von der Munich Business School an. Unter dem Motto „Königsdisziplin Business Transformation“ ging sie mit ihren Talk-Gästen der Frage nach, wie unter verschiedensten Bedingungen und kulturellen Voraussetzungen die Einführung agiler Arbeitsmethoden und die Etablierung neuer Organisationsstrukturen gelingen kann. Neben Professorin Jennifer Gunkel sorgten in der Runde auch der Bereichsleiter Digital Logistics Dr. Patrick Puppel von „Reichhart Logistik“, Daniel Köhler von der Werbeagentur „Besonders sein“ und Axel Kummer vom IT- und Business-Consulting-Unternehmen „metafinanz Informationssysteme“ für spannende Einblicke.
Nach diesen inspirierenden Vorträgen und Diskussionen stand der Nachmittag unter dem Motto „Kennenlernen, Ausprobieren und Machen“: Im Rahmen unseres Best Practice Forums „Neue Arbeit“ bildeten sich jeweils unter der Leitung hochkarätiger Fachexperten fünf Arbeitsgruppen, die sich mit verschiedenen aktuellen Themen im Kontext von Agilität und New Work nochmal intensiver beschäftigten und ihr Wissen dabei deutlich erweitern konnten.
Durch die fachkompetente Begleitung der Referenten erhielten die Teilnehmenden in den Gruppen nochmal wertvolle Impulse, wie sie selbst neue Ideen, Arbeitsmethoden und entsprechende Veränderungen in Unternehmen vorantreiben können. Auch wurden sie dafür sensibilisiert, welche Risiken etwa durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Algorithmen entstehen können. Hierzu gab uns Dr. Alina Gales von der TU München viele wertvolle Einblicke in die Forschung und mahnte zur Vorsicht im Umgang mit diesen neuen technischen Möglichkeiten. Während Christoph Bauer von der Organisationsberatung „CollaborationLab“ mit uns über die Grundsätze des New Leadership und dem erfolgreichen sogenannten Dreiklang der geteilten Führung diskutierte, zeigten uns Michael Fleischmann und Michael Musché von „metafinanz Informationssysteme“ spielerisch-intuitiv, wie Agilität funktioniert und wie sich damit auch bzw. gerade Krisen meistern lassen. Nicht nur krisenfest, sondern vor allem auch menschlich und innovativ managen unsere Referenten Daniela und Daniel Köhler ihre Werbeagentur „Besonders sein“, die unseren Workshop-Teilnehmern spannende Einblicke in ihren Unternehmensalltag geben konnten. Abgerundet wurde das Best Practice Forum durch Impulse der Agilitäts- und Transformationsexpertin Sylvia Kern mit dem Thema „Zukunfts-Skills entwickeln“.
Nach einem intensiven Arbeitstag, der uns zahlreiche innovative Ideen und Impulse, gute Gespräche und neue Kontakte beschert hat, freuen wir uns auf viele weitere Aktivitäten des HCCs mit dem Ziel, die Arbeitswelt besser und innovativer und humaner zu gestalten.
Astrid Römer
Die Screening-Version des Tätigkeits- und Arbeitsanalyseverfahrens (TAA) ist ein handlungstheoretisch fundiertes arbeitspsychologisches Verfahren zur ökonomischen Ermittlung psychischer Belastungen in der Arbeit. Es wurde langjährig in Forschung und betrieblicher Praxis erprobt. Sie können Herrn Prof. Dr. Glaser und Frau Frau Dr. Strecker am 10. Juni 2021 im Webinar des HCC sehen und hören. Einladung erfolgt später.
Heute möchten wir Sie noch auf ein frisch erschienenes Buch unseres Mitglieds, Frau Prof. Dr. Stephanie Rascher „Teamlead – Führung 4.0“ aufmerksam machen. Frau Prof. Dr. Rascher schreibt: Wir haben hier die Quintessenz eines Forschungsprojekts zur Synergetischen Führung von Teams mit konkreten Praxistipps und Checklisten zusammengefasst.
Das Buch Teamlead – Führung 4.0 von Frau Prof. Dr. Stephanie Rascher können Sie hier bestellen.
Wichtigster Erfolgsfaktor und wichtigste Ressource des Unternehmens sind die Mitarbeiter. Da sind sich alle einig, dennoch wird es in der Unternehmensführung wenig beachtet. Grund ist die Zahlenfixierung des klassischen Managers, die ihm das Verständnis für die "weichen" Faktoren verbaut. Umdenken ist gefragt.